Wie sich die Pro-Kopf-Kaufkraft nach dem ersten Pandemiejahr verändert hat

15 055 Euro beträgt die durchschnittliche Pro-Kopf-Kaufkraft in Europa in diesem Jahr. Das bedeutet ein leichtes Wachstum, die Unterschiede zwischen den Ländern sind jedoch enorm.

| Lesedauer: 3min.

Leichte Kaufkraftgewinne

Menschen in Europa können 2021 wieder mehr Geld für Essen, Wohnen, Dienstleistungen, Energiekosten, private Altersvorsorge, Versicherungen, Urlaub, Mobilität oder Konsumwünsche ausgeben. Durchschnittlich stehen ihnen 15 055 Euro zur Verfügung. Das zeigt die aktuelle Studie „GfK Kaufkraft Europa 2021“.

„Nachdem die Kaufkraft im letzten Jahr aufgrund der Corona-Pandemie stagnierte, können die Menschen dieses Jahr die steigende Inflation zumindest teilweise durch nominale Kaufkraftgewinne kompensieren“, erklärt Filip Vojtech, GfK-Einzelhandelsexperte im Bereich Geomarketing. Die Kaufkraft bezeichnet das verfügbare Einkommen ohne Steuern und Sozialabgaben inklusive Transferleistungen und wird pro Kopf und Jahr in Euro als Index ausgewiesen. 42 europäische Länder wurden in der Studie „GfK Kaufkraft Europa 2021“ bis in die Postzeitzahlbereich untersucht.

  • In Liechtenstein, das das Kaufkraftranking wie in den Vorjahren weit vor allen anderen Ländern anführt, beträgt die Pro-Kopf-Kaufkraft 64 629 Euro. Damit liegt Liechtenstein fast das 4,3-Fache über dem europäischen Durchschnitt.
  • Das Schlusslicht bildet die Ukraine: Im kaufkraftschwächsten Land der Studie haben die Menschen lediglich 1892 Euro pro Kopf und weniger als 13 Prozent des europäischen Durchschnitts zur Verfügung. 

Vereinigtes Königreich

Sprung in Top 10 geschafft

Doch nicht in jedem europäischen Land ist die Kaufkraftentwicklung gleich. „Während das Vereinigte Königreich auch aufgrund eines stärkeren Pfundes im Kaufkraftranking um zwei Plätze nach vorne in die Top 10 rückt, rutscht das benachbarte Irland um drei Ränge nach unten“, so Filip Vojtech.

Unverändert und in der gleichen Reihenfolge wie im vergangenen Jahr stehen in den Top 10 nach Liechtenstein die Schweiz, Luxemburg, Island, Norwegen, Dänemark, Österreich, Deutschland und Schweden. Sie alle weisen eine sehr hohe Pro-Kopf-Kaufkraft auf, die mindestens 55 Prozent über dem europäischen Durchschnitt liegt. Beim Vereinigten Königreich, das in diesem Jahr neu den zehnten Platz belegt, sind es 23 438 Euro pro Kopf.

Frankreich

Paris setzt sich an die Spitze des Kaufkraft-Rankings

Doch auch innerhalb der Länder hat sich einiges getan. Als Beispiel nennt der GFK-Experte Frankreich, „wo die Kaufkraftschere immer größer wird“.

  • Mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 20 662 Euro belegt Frankreich innerhalb Europas Rang 15.
  • In den Top 10 sind vor allem Kreise vertreten, die in den Regionen Île-de-France und Auvergne-Rhône-Alpes liegen.

Den Menschen in Paris stehen in diesem Jahr im Schnitt 34 536 Euro pro Kopf zur Verfügung – damit liegen sie 67 Prozent über dem Landesdurchschnitt und mehr als 129 Prozent über dem europäischen Durchschnitt. Schlusslicht der Tabelle bildet der nördlich von Paris liegende Kreis Saint-Denis. Die Pro-Kopf-Kaufkraft liegt hier mit durchschnittlich 14 086 Euro rund 32 Prozent unter dem Landesdurchschnitt. „Die Entwicklung der kaufkraftstärksten und -schwächsten Regionen in Frankreich zeigt, dass die Schere zwischen arm und reich in den letzten Jahren immer größer wird“, so die Herausgeber der Studie

Ungarn

Höchstes Ausgabepotenzial rund um Budapest und in Richtung Österreich

In Ungarn beträgt die durchschnittliche Pro-Kopf-Kaufkraft 7 643 Euro, was knapp 51 Prozent der durchschnittlichen Kaufkraft in Europa entspricht. Damit liegt Ungarn auch in diesem Jahr im Ländervergleich auf Rang 30.

  • Mit Blick auf die 20 ungarischen Komitate belegt  Budapest weiterhin den ersten Platz.
  • 9722 Euro stehen den Menschen hier pro Kopf für ihre Ausgaben zur Verfügung.
  • Damit liegt das Ausgabepotenzial der Budapester etwas mehr als 27 Prozent über dem Landesdurchschnitt, aber auch fast 35 Prozent unter dem Europadurchschnitt.

Ebenfalls unverändert zum Vorjahr ist die Anzahl der Komitate mit einer überdurchschnittlichen Kaufkraft: Lediglich in fünf der 20 Komitate steht den Menschen mehr Geld als dem Landesdurchschnitt zur Verfügung. Sie alle befinden sich geografisch in und um die Hauptstadt Budapest herum und in Richtung der österreichischen Grenze.

Fazit

Nach der Coronakrise verzeichnet das Pro-Kopf-Einkommen in diesem Jahr wieder ein leichtes Wachstum von nominal 1,9 Prozent. Wieviel Verbraucher jedoch zum Ausgeben und Sparen zur Verfügung haben, unterscheidet nicht nur von Land zu Land, sondern auch innerhalb der Länder teils sehr deutlich. Weitestgehend konstant geblieben ist die Reihenfolge der Länder mit der höchsten Pro-Kopf-Kaufkraft. Neu schaffte es nur das Vereinigte Königreich (auch aufgrund eines stärkeren Pfundes) im Kaufkraftranking auf Platz 10 der Top 10 zu rutschen.

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